Die Handmassage

Eine Handmassage regt die Durchblutung an und schafft Wohlbefinden und Entspannung. Sie ist für jedes Klientel geeignet. 

Besonders gut ist die Handmassage geeignet für Pflegebedürftige, die sich schwer entspannen können, die unruhig, ängstlich, misstrauisch sind oder einen Kontrollverlust befürchten. Gerade Menschen mit Demenz, anderen geistigen Defiziten oder psychischen Erkrankungen lassen sich oftmals nur schwer auf Entspannungsangebote ein wie zum Beispiel Snoezelen. Von den Reizen beim Snoezelen fühlen sie sich oftmals überfordert oder fürchten ein „Abgleiten“ aus der Realität und Orientierungslosigkeit, besonders dann, wenn sie nicht ausreichend angeleitet und begleitet werden.

Bei der Handmassage können diese Pflegebedürftigen genau sehen, was gemacht wird. Sie behalten damit „die Kontrolle“ über das Geschehen. Die Reize sind für sie überschaubar, sie werden nicht konfrontiert mit etwas Fremden oder Unbekannten, denn es wird an Bekanntes angeknüpft wie Händewaschen, Händereiben, kneten der Hände, streicheln der Hände, etc.

 

Vorbereitung

Eigene Person: Keinen Schmuck oder Armbanduhr (Verletzungsgefahr), kurze Fingernägel

Raum: Ruhige, ungestörte, angenehme Atmosphäre, gut beheizt, kein Zug. 

Pflegebedürftiger: Keinen Schmuck oder Armbanduhr, bequeme Lagerung oder Sitzen 

Material: Waschschüssel, möglichst sehr warmes Wasser (nach Wunsch des Gepflegten), zwei Handtücher, Olivenöl (am besten „veredeltes“ Olivenöl)

 

Billig muss nicht billig sein!

Viele Massageöle verzichten nicht auf Duftstoffe und chemische Zusätze. Für Menschen mit sehr empfindlicher Haut oder Neigung zu allergischen Reaktionen nicht unbedenklich. Die Wirkung des Wärmens steigert zwar die Wirkung der Massage, aber für Pflegebedürftigte mit starken kognitiven Einschränkungen kann genau diese Wärmewirkung Angst auslösen. Warmes Wasser können sie einschätzen, dass plötzlich die Hand heiß wird aber nicht.

Die meisten Pflanzenöle werden durch Heißpressung hergestellt, dass heißt, bei der Herstellung werden die Öle entschleimt, entsäuert, gebleicht und gedämpft. Das kaltgepresste Olivenöl wird lediglich gefiltert und ist somit ein reines Naturprodukt. Kaltgepresstes Olivenöl setzt sich aus 77 % einfach ungesättigten, 9 % mehrfach ungesättigten und 14 % gesättigten Fettsäuren zusammen. Es ist unserem Hautfett sehr ähnlich durch die einfach ungesättigten Fettsäuren. Deshalb wird Olivenöl von der Haut gut aufgenommen und verbindet sich mit dem körpereigenen Hautschutzmantel. Olivenöl zieht auch in tiefere Hautschichten ein, bindet dort Feuchtigkeit und verklebt keine Hautschichten oder -zellen.

Olivenöl hat außerdem eine desinfizierende Wirkung und fördert die Wundheilung. Es ist vitaminreich und enthält wichtige Mineralien und Spurenelemente. Dabei ist es unerheblich, welche Farbe das Olivenöl hat. Die Farbe sagt nichts über die Qualität des Öles aus. Störend wird bei Olivenöl als Hautpflegemittel oft der starke Eigengeruch und die stark fettende Wirkung empfunden. Als Zusatz im Wasch- oder Badewasser ist der zähe Fettfilm sehr unangenehm, da endlos Schüssel, Waschbecken oder Badewanne geschrubbt werden muss, um ihn zu entfernen.

 

„Veredeltes“ Olivenöl

Kaltgepresstes Olivenöl kaufen, in die Flasche einige Zweige Lavendel dazugeben und die Flasche etwa vierzehn Tage stehen lassen. Der Eigengeruch des Olivenöls wird abgeschwächt, das Olivenöl zieht schneller in die Haut ein, wirkt nicht mehr so extrem fettend und der Fettfilm ist leichter aus Schüsseln oder Badewanne zu entfernen.

Genauso kann man Schachtelhalm, Melisse, Thymian, Anis, Salbei, Brennessel, Gänseblümchen, Fenchel, Pfefferminze, Fichte, Indianernessel, Löwenzahn, Rosmarin, Lavendel, Zitrone dazugeben.

Die Heilkräuter verstärken die hautpflegende Wirkung, beschleunigen die Wundheilung, entschärfen weitgehendst den starken Eigengeruch des Öls, machen es reinigungsfreundlicher und Olivenöl mit Zitronenzusatz ist ein wirkungsvolles Sonnenöl. Der Lichtschutzfaktor wird bestimmt durch die Menge der Zugabe an Zitrone.

Man sollte frische Kräuter dazugeben. Ein bisschen Wissen über Heilkräuter schadet nichts, wenn man gezielt ein bestimmtes Olivenöl für einen bestimmten Zweck haben möchte. Manche Leute kaufen ätherische Öle und setzen sie zu. Das lehne ich ab. Ätherische Öle verträgt nicht jeder, oft sind die Wirkungsweisen verändert und warum sollte ich etwas kaufen, was man beim Spaziergang sammeln kann oder viel preiswerter im Garten bekommt und wenn man den nicht hat, auch notfalls im Blumenkasten ziehen kann?    

 

 

Durchführung

Beide Hände werden für etwa zwei bis fünf Minuten (Richtet sich stark nach dem, was der Gepflegte noch als angenehm empfindet) in die Waschschüssel eingetaucht. Die Hände werden warm, besser durchblutet, Verkrampfungen gelöst, entspannt. Einige Tropfen Olivenöl mit Lavendel in das Handbad machen die Haut geschmeidiger.

Eine Hand in das bereitgelegte Handtuch einwickeln. Empfohlen wird eigentlich, beim Rechtshänder die linke Hand, beim Linkshänder die rechte Hand. Ich habe in der Praxis festgestellt, dass gerade sehr ängstliche Gepflegte eher bereit sind, die Handmassage bei der „unwichtigen“ Hand zuzulassen und wenn sie bemerkt haben, dass es angenehm ist und nichts Schlimmes passiert, es auch bei ihrer „Macherhand“ zuzulassen. Daher wickel ich beim Rechtshänder die rechte Hand, beim Linkshänder die linke Hand ein. Angewärmte Handtücher (z. B. auf der Heizung) verstärken die Wirkung. Die eingewickelte Hand im Handtuch bleibt warm und locker. Es ist wichtig, dass die Hände zur Massage nicht auskühlen.

Beim Massieren darauf achten, dass die Finger flach aufgelegt sind. Auf keinen Fall mit den Fingernägeln in die Hand bohren und aufpassen, dass man den Gepflegten nicht kratzt. Der Druck bei der Massage sollte gut fühlbar, aber für den Massierten nicht schmerzhaft sein. 

Das Öl zur Massage sollte sparsam verwendet werden. Zu wenig Öl verhindert das Gleiten, zuviel Öl macht die Hand glitschig und erschwert die Massage. Das Öl wird ersteinmal in den eigenen Händen verteilt, dann auf der zu massierenden Hand verrieben.

Jeden Finger mit dem Daumen und Zeigefinger von der Nagelspitze ausgehen kreisend herzwärts massieren. Man sollte es dreimal wiederholen. Anschließend die Hand ausstreichen, also eine großzügige Bewegung über die gesamte Hand.  

Bei der Massage wird auch der Handrücken beachtet, Hauptaugenmerk liegt aber auf der Handinnenfläche. Der Handballen sollte besondere Beachtung bekommen.

Bei der Massage sollte auf einen gleichmäßigen sanften Druck geachtet werden. Die Bewegungen sollten gleichmäßig, flüssig und harmonisch sein, auf keinen Fall abgehackt. Langgezogene Bewegungen sind kurzen vorzuziehen.

Nachdem die Hand massiert ist (etwa fünf bis zehn Minuten) wird sie im Handtuch eingewickelt zum warmhalten. Nun beginnt die Massage für die andere Hand. Nach der Massage wird auch diese Hand wieder eingewickelt und beide Hände verbleiben vorerst im Handtuch, um sie noch warm und zugfrei zu halten. Zug oder Auskühlen könnten Krämpfe auslösen. Natürlich ist auch hier die Belastbarkeit oder Wunsch des Gepflegten im Vordergrund, ansonsten bleiben die Hände zum Ausklingen der Massage zwischen zwei bis fünf Minuten im Handtuch.

In dieser Zeit könnte man zum Beispiel mit einem Igelball, Walking Trainer, Massageroller oder ähnlichem den Nackenbereich inclusive Oberarme und Wirbelsäule langsam mit kreisenden Bewegungen abrollen, um die entspannende Wirkung der Handmassage zu verstärken.

 

Wenn die Gepflegten die Handmassage kennen und annehmen, kann man die entspannende Wirkung verstärken:

durch leise entspannende Musik im Hintergrund

durch Aromen (Duftkerze, Duftöl)

durch gedämpftes Licht, Kerzenlicht

 

Eine regelmäßige gutaufgebaute Handmassage kann Pflegebedürftige zur Akzeptanz des Snoezelen und anderen Entspannungsmaßnahmen hinführen. 

 

Die Reflexzonenmassagen

 

Die Reflexzonen basieren auf der Annahme, dass bestimmte Körperregionen über Nervenbahnen mit inneren Organen verknüpft sind. In der Diagnostik spielten die Reflexzonen in vielen alten Kulturen eine große Rolle. Demnach wurden Erkrankungen innerer Organe durch leichten Druck auf die Reflexzonen festgestellt, wenn in dem Bereich der Organe dadurch Schmerzen ausgelöst wurden. Anfang des 20. Jahrhunderts beobachtete der amerikanische Arzt William Fitzgerald bei amerikanischen Ureinwohnern eine Massagetechnik der Reflexzonen. Die Massage sollte positiv auf Organe und Körperteile wirken. 

Die Reflexzonenmassage gilt als alternativmedizinisches Behandlungsverfahren. Sie ist allerdings umstritten. Die Schulmedizin lehnt sie überwiegend ab und bezeichnet sie als wirkungslos. Die Pharmaindustrie brandmarkt sie als Humbug, was allerdings nicht weiter verwundert. Viele Heilpraktiker, Physiotherapeuten und Masseure schwören auf sie zur Schmerztherapie, gegen Durchblutungsstörungen, Anregung der Selbstheilungskräfte, gegen psychosomatische Beschwerden, Funktionsstörungen der inneren Organe, Blockaden und Verspannungen des Bewegungsapparates, psychische Störungen wie Ängste, Unruhe, Stresssymptome und Depressionen. 

Die Wahrheit liegt vermutlich in der Mitte, sodass die Reflexzonenmassagen eine sinnvolle Ergänzung zur Schulmedizin sein kann. Als sicher kann jedoch angenommen werden, dass die Reflexzonenmassagen das Wohlbefinden steigern und spürbar entspannend wirken. Nicht grundlos bietet der Wellnessbereich gegen Bezahlung diese Massage an. Diese Wirkung rechtfertigt bereits ihre Anwendung hinlänglich, besonders in der Pflege. Man sollte die Reflexzonenmassagen allerdings nicht bei fieberhaften Erkrankungen oder akuten Entzündungen im Venen- und Lymphsystem anwenden.

Reflexzonen finden sich überall auf der Körperoberfläche. Therapeutisch relevant sind Füße, Hände, Ohren, Gesicht. Für die Fußreflexzonenmassage sollte man allerdings eine Fortbildung absolvieren mit Zertifikat. Ohren und Gesicht werden häufig von den Gepflegten mit geistigen Defiziten abgelehnt. Damit rückt die Handreflexzonenmassage für die Pflege in den Mittelpunkt.

 

Grobe Übersicht über die Handreflexzonen

 

 

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